Lesen Hasen besser?

Jürgen Genuneit

Neues zur Alphabetisierung von Osterhasen

Während der Osterzeit wird immer wieder nach der Alphabetisierungsrate von Osterhasen gefragt. Das ist ein heißes Thema, das lange Zeit tabu war.

Gemeinhin gilt der Hase als dumm, sagt doch schon der Volksmund: „Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts!“ Deshalb hat kürzlich der Spaß am Hasen Verlag angekündigt, das bekannte Kinderbuch „Die Häschenschule“ in Einfacher Hasen-Sprache herauszubringen. Die sprichwörtliche Angst des Hasen vor Buchstaben (daher der Begriff: Angsthase!) unterstreicht die These von der Dummheit der Hasen ebenso wie das Märchen „Der Hase und der Igel“. 

Die kürzlich in Hasenburg durchgeführte, vom Staat finanzierte Mümmelmann-Studie zeigt jedoch überraschend, dass die Lesefähigkeit der Hasen besser ist als bei den deutschen Viertklässlern. Dem Auftraggeber ist dies peinlich, deshalb hat der zuständige Staatssekretär Hasenfuß die Veröffentlichung der Studie untersagt. Bilder von lesenden Osterhasen zeigen aber, wohin der Hase läuft. Dies gilt besonders für Stall- und Osterhasen, wie auch die Hasenkampsche Feldstudie belegt. Schul-Meister Lampe, der Gründer der Häschenschule, führt die bessere Lesefähigkeit der Hasen auf den Beginn des Hasenschuljahres zu Ostern zurück. Im Frühjahr seien die Hasen einfach ausgeschlafener, da der Winterschlaf beendet sei.

Anders sieht es mit der Schreibfähigkeit der Hasen aus. Hier wetzen die Viertklässler die Hasenscharte wieder aus. Wie die OHA2-Studie von Heinz Hasenherz unlängst gezeigt hat, sind die deutschen Viertklässler im Schreiben einfach besser als die Hasen. Dies hängt mit den motorischen Schwierigkeiten zusammen, die die Hasenpfoten den Hasen beim Schreiben bereiten: Die Hasen sind gewohnt, mit den Hasenpfoten Haken zu schlagen. Die Rundungen der lateinischen Schrift sind für sie deshalb problematisch. Mit der deutschen Schrift hätten sie es leichter. Deshalb wird in Hasenkreisen diskutiert, ob man die deutsche Schrift wieder einführt und auf die lateinische Handschrift ganz verzichtet.

 Die Hasenpfote, die in anderen Lebensbereichen Glück bringt, tut dies beim Schreiben nicht. Ob bei den Schreibschwierigkeiten der Hasen eine Rolle spielt, dass lange Zeit aus Hasenpfoten gefertigte Pinsel zum Entfernen von Tintenflecken dienten, ist unerforscht. Am Hasenburger Institut für empirische Kulturwissenschaft entsteht dazu gerade eine Dissertation. Die Doktorandin heißt Uta Hasenohr. Ihre Eltern betreiben die größte Kaninchenzucht Deutschlands.

Auswirkungen auf die Alphabetisierung der Hasen scheint auch die unter ihnen immer stärker verbreitete Grubenkrankheit zu haben, von der schon das alte Kinderlied berichtet: „Häschen in der Grube saß und schlief, saß und schlief. Armes Häschen bist du krank, dass du nicht mehr hüpfen kannst? Häschen hüpf! Häschen hüpf!“ Professor Hasenclever von der Universitätsklinik Hasenburg sieht in der durch die Häschengrubenkrankheit hervorgerufenen Bewegungsreduzierung eine Ursache für die verschlechterte Alphabetisierungssituation bei den Hasen. In seinem groß angelegten Forschungsprojekt will er die Auswirkungen der Bewegungsreduzierung auf den Alphabetisierungsprozess bei Hase und Mensch untersuchen. Dabei will er mit der Doktorandin Uta Hasenohr zusammenarbeiten. Strittig zwischen beiden ist, ob sibirische Schneehasen oder Osterhasen in die Untersuchung mit einbezogen werden. Der Verband der Osterhasenproduzenten würde letzteres begrüßen. Schokoladenfabrikant Milko würde ein solches Forschungsprojekt mitfinanzieren, wenn dabei auch die Frage untersucht wird, ob die Farbe Lila Alphabetisierung und Bewegung von Hase und Mensch positiv beeinflusst. Die Schokoladenfirma Lundt, die goldene Osterhasen mit roter Schleife und Glöckchen produziert, würde bei dem Projekt ebenfalls als Sponsor auftreten, erwartet aber, dass die Wirkung des Glöckchens auf die Hasenalphabetisierung Berücksichtigung findet. Doktorandin Hasenohr hört bei diesen Ansinnen die Osterglocken läuten und vermutet, dass dahinter wirtschaftliche Interessen stehen.

Eine Alphabetisierungsexpertin, die namentlich nicht genannt werden möchte, hält den gesamten Forschungsansatz der Hasenalphabetisierung für zu männlich orientiert. Sie möchte lieber praxisorientiert untersuchen, wie man durch Alphabetisierung und Grundbildung aus Betthäschen emanzipierte Häsinnen machen kann, die ihren Partner nicht mehr Schnuckelhase nennen. Dazu hat sie ein Projekt (BEHA 2020) beantragt und hofft auf Genehmigung und finanzielle Unterstützung durch das Ministerium. Ein alter Hase, der es wissen muss, sieht hierfür kaum eine Chance, da das Ministerium bereits ein Projekt fördert, das den Zusammenhang von der Alphabetisierung der Hasen mit der Beliebtheit der Kosenamen Hasi und Hasilein (HAHA20) untersucht.

Hasenalphabetisierung ist ein weites Feld – auch für Stallhasen. Dabei sind noch viele Fragen offen, zum Beispiel: Was geschieht mit den alten Hasen? Zu Ostern stellt sich besonders die Frage, ob gering alphabetisierte Schoko-Osterhasen schlechter schmecken als ausreichend alphabetisierte. Wann aber – so die nächste Frage – ist ein Osterhase ausreichend alphabetisiert? Zu dieser Frage wird bis Ostern mit Spannung eine Stellungnahme des Bundesverbandes Alphabetisierung und Grundbildung von Hase und Mensch erwartet.

© Jürgen Genuneit; Kontakt: j.genuneit@t-online.de 

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