Dr. Hanna Sauerborn

PH Freiburg und Adolf-Reichwein Schule

Freiburg 2018

Das Material können Sie hier herunterladen:

MLM_Buchstaben_lernen

Buchstaben kennenlernen - Was lernen Kinder dabei eigentlich?

Für jede Lehrkraft ist klar, dass eine Grundvoraussetzung des Lesens und Schreibens die sogenannte Buchstabenkenntnis ist. Wenn man allerdings genau hinschaut, ist es gar nicht so einfach zu sagen, was zur Buchstabenkenntnis dazu gehört.

FORM

Natürlich müssen die Kinder  die Form des Buchstabens kennenlernen. Dazu gehört es, den Buchstaben zu erkennen, aber auch ihn richtig zu schreiben. Für eine flüssige Handschrift sollte der korrekte Bewegungsablauf routiniert werden.

Besonders formähnliche Buchstaben (b/d; p/q usw.) können manchmal schwierig zu lernen sein. Kontinuierliches Wiederholen festigt die Buchstabenkenntnis. Wenn ein Kind sich partout nicht einen (oder mehrere) Buchstaben merken kann, sollte man genauer hinschauen: Ist das Problem eine Folge einer eingeschränkten Merkfähigkeit? Liegen Schwierigkeiten in der visuellen Wahrnehmung vor?  Usw.

FORM - BUCHSTABENNAME - LAUT

Zur Form gehört auch der Buchstabenname. Meistens wird den Kindern zu jedem Buchstabe der Lautwert des Buchstabens im Anlaut beigebracht. Das hat Vor- aber auch Nachteile.

Ein wesentlicher Nachteil liegt darin, dass der Lautwert eines Buchstabens von seiner Position in der Silbe abhängt. So klingt das <r>, wenn man es in einem Wort ausspricht, bei Rad, Tor oder Fenster ganz anders. Den Kindern nur einen Lautwert - nämlich den im Anlaut - zu vermitteln, stellt eine verkürzte Sicht auf den Phonem-Graphem-Bezug dar. Ein weiterer Nachteil ist die Tatsache, dass sich manche Buchstaben gar nicht wirklich in einen einzelnen Laut überführen lassen: <p>, <t> oder z.B. auch <k> brauchen immer einen Vokal, damit wir sie überhaupt "lautieren" können.

Manche Fachdidaktiker vertreten daher die Ansicht, dass man die Buchstaben mit ihrem Buchstabennamen einführen sollte.

BUCHSTABEN IN VERSCHIEDENEN SILBEN

Von Anfang an kann an Kindern beibringen, dass Buchstaben in unterschiedlichen Silben unterschiedlich lautlich realisiert werden. Bei den typischen deutschen Wörtern, die zweisilbig und trochäisch sind (erste Silbe betont, zweite Silbe unbetont), klingt z.B. das <e> in der ersten und zweiten Silbe ganz unterschiedlich.

Be sen 

Das <e> in der zweiten Silbe wird fast gar nicht artikuliert. Man kann es fast nicht wahrnehmen. Deswegen sollten die Kinder von Anfang an lernen, dass bei den typischen deutschen Wörtern im Geschriebenen in der zweiten Silbe (Reduktionssilbe) das <e> obligatorisch ist, auch wenn es fast nicht hörbar ist.

Unterrichtsmaterial zum Buchstaben lernen

Wir haben für Sie mit dem worksheet crafter ein Unterrichtsmaterial zum Buchstabenlernen erstellt. Die Illustrationen stammen - wie alle anderen auch, die wir verwenden - von Manuela Ostadal.

Sie können die einzelnen Blätter verwenden, um Buchstaben nochmals zu wiederholen. Man kann auch fitte Kinder, die schneller als das von Ihnen verwendete Lehrwerk sind, ein Buchstabenheft als extra Übung geben - so können sie schnell Buchstaben lernen und auch bald schon mehr lesen, was das weitere Lesen wiederum beflügelt.

Auch wenn die reine Anlautanalyse nicht ausreichend ist bei der Vermittlung der Buchstaben (s.o.), wird sie in diesen Übungen dennoch als ein immer wiederkehrendes Aufgabenformat verwendet.

Achten Sie darauf, dass DaZ-Lernende in Ihrer Klasse die verschiedenen Begriffe kennen - sonst können Sie keine Anlautanalyse vornehmen. Dies gilt besonders für Quereinsteiger, für die an das Material auch verwenden kann.

Achten Sie außerdem darauf, dass die Kinder bald begreifen, dass der Anlaut nur EINE mögliche Realisierung des Buchstabens ist.