Bernhard Hofmann informiert über den 19. Weltkongress der IRA

Bernhard Hofmann informiert über den 19. Weltkongress der IRA in Edinburgh, Juli / August 2002

Ein Bericht von Bernhard Hofmann

Der 19th World Congress on Reading in Edinburgh, Schottland vom 29. Juli bis 1. August 2002 stand unter dem Motto „International Literacy Links". Von einem Weltkongress konnte bei etwa 1500 Teilnehmern aus 99 Ländern tatsächlich gesprochen werden.

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SWLT symposium at the 19th World Congress of the International Reading Association in Edinburgh, Scotland 2002
v.l.n.r.: Ursula Gern und Barbara Mühlstädt, DGLS; Ulla-Britt Persson, Schweden, Svetlana Ushakova, Moskau, Russland; Marco Krier, Luxemburg; Sabine Vanhulle, Belgien; Pam Hulme, Großbritannien; Charles Berg, Vorsitzender, Luxemburg.
Foto: Pehr-Olof Rönnholm
(Die Abkürzung "SWLT" bedeutet: "Schools Where Literacy Thrives")

Die Themen boten einen weit gefassten Querschnitt aus der schulischen Arbeit in verschiedenen Ländern, die Präsentationen umfassten vielfältige Berichte und interessante Beispiele zu Unterrichtsmethoden in vielen Ländern. So thematisierte beispielsweise eine Veranstaltung die Einflüsse europäischer Theorie und Praxis auf den Leseunterricht in Japan, eine andere stellte die Arbeit des International Development Coordinating Committee in asiatischen Ländern, im pazifischen Raum, in Afrika und Lateinamerika dar.

In einem Symposium zur Schulentwicklung wurden verschiedene Perspektiven des Projektes „Schools where literacy thrives (SWLT)" vorgestellt. Die Berichte beschrieben Beispiele aus Russland, Schweden, England, Belgien, Luxemburg und Deutschland, wobei der bemerkenswerte deutsche Beitrag von Ursula Gern und Barbara Mühlstädt präsentiert wurde.

Die IRA versucht, in 29 Ländern (des ehemaligen Ostblocks und in den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion), ein Projekt zur Implementierung und Schulung des kritischen Denkens in den Klassenzimmern durchzuführen. Kritisches Denken und aktives Lernen fördern aus der Sicht der Projektdesigner eine Entwicklung von Bürgern, die für sich selbst denken können und zur Kooperation mit anderen fähig sind, auch zur Kooperation mit Menschen mit anderem kulturellen Hintergrund. In dieser Weise könnte, so die grundsätzliche Annahme, eine gesellschaftliche Entwicklung hin zu demokratischen Staats- und Herrschaftsformen und zur Entwicklung offener Gesellschaften unterstützt und gefördert werden. Neben dieser gesellschaftlich-politischen Zielrichtung verfolgt das Projekt auch eine ökonomische. Kritische Denker und aktive Lerner gelten als befähigt, für gesellschaftliche, politische und technische Probleme auch unkonventionelle Lösungen zu finden, auch Lösungen, die durch gesellschaftliche Vorgaben und Tabus bedingt bislang als undenkbar galten.

Ein neues Journal der IRA soll mit Veröffentlichungen sowohl Multiplikatoren in der Lehrerausbildung als auch Lehrer jener Länder ansprechen und ihnen Anregungen, Beispiele und Handreichungen vermitteln. Das Journal erscheint jährlich mit vier Ausgaben sowohl in Englisch unter dem Titel „Thinking Classroom" als auch in Russisch („Peremena").

Informationen zu diesem Projekt finden sich auf den Internetseiten @ „www.RWCT.org" und @ „www.reading.org/publications/tc/".

Dieses Journal stellt den Versuch der IRA dar, mit Schulverwaltung, Lehrerausbildung und Unterricht in den ehemaligen Ostblockländern und in den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion befasste Personen bei der Entwicklung einer professionellen Arbeitskultur zu unterstützen. Mitglieder der IRA und der nationalen Lesegesellschaften wie der DGLS sollten mit Publikationsangeboten dieses Vorhaben unterstützen und zur Meinungsvielfalt beitragen.

Insgesamt bot dieser Kongress eine Vielzahl interessanter Themen und Einblicke und es gab reichlich Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und mit Teilnehmern aus anderen Ländern ins Gespräch zu kommen.

Der Autor:
53 Jahre, Lehramtsstudium, Rektor einer Grundschule (in Baden-Württemberg), zusätzlich Pädagogikstudium mit Abschluss Diplompädagoge, Autor (Buch: "Lese-Rechtschreibschwäche - Legasthenie. Erscheinungen, Theorieansätze, Prävention". Oldenbourg-Verlag München 1998, 2. Auflage 2001).

e-Mail: Bernhard.Hofmann@t-online.de

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