Nachruf auf Prof. Dr. Heinz W. Giese

Am 8. Januar 2021 starb in Bremen Prof. Dr. Heinz W. Giese nach langer Krankheit. Heinz Giese war über viele Jahre hinweg in der DGLS, zu deren Präsident er 2002 für eine Amtsperiode gewählt wurde, aktiv. Bereits als Student galt sein besonderes Interesse und Engagement der Sprachdidaktik; seine an der Universität Bremen vorgelegte Dissertation übte wichtige Impulse auf die Reformdiskussionen der 70er Jahre aus.

Nach den mit der Promotion abgeschlossenen Studienjahren führte ihn sein beruflicher Weg zunächst auf eine Stelle als Wissenschaftlicher Assistent an der damals neu gegründeten Universität Oldenburg, wo er an der Entwicklung und Ausgestaltung der einphasigen Lehrerausbildung im Bereich der germanistischen Sprachdidaktik maßgeblich beteiligt war. Auslandserfahrung erwarb Heinz Giese im Rahmen eines mehrjährigen DAAD-Lektorats für Deutsch als Fremdsprache an der Universität in Casablanca, Marokko. Nach Deutschland zurückgekehrt, lehrte und forschte er zunächst an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, um dann schließlich an die TU Braunschweig zu wechseln.

Heinz Giese arbeitete theoretisch und praktisch vornehmlich zu den Themenfeldern Schriftkultur, Schriftspracherwerb, Analphabetismus und Alphabetisierung Erwachsener in der Bundesrepublik, Deutsch als Fremdsprache sowie Grammatikunterricht, mit dem Schwerpunkt „Grammatik in der Grundschule“. Über die Entwicklung innovativer theoretischer Ansätze hinausgehend war ihm eine enge Verbindung mit praktischer Unterrichtstätigkeit ein besonderes Anliegen. Während der Oldenburger Jahre trat er schon kurz nach der Gründung der Zeitschrift OBST („Osnabrücker Beiträge zur Sprach-Theorie“) in die Redaktion ein. In dieser Zeit lernten wir uns kennen und begannen unsere langjährige Zusammenarbeit und kollegial-freundschaftliche Beziehung. Für OBST verfasste und verantwortete Heinz Giese zahlreiche Publikationen zu den genannten sprachwissenschaftlichen und -didaktischen Themenbereichen; u. a. war er an der Wiederentdeckung und Publikation der seinerzeit bahnbrechenden, in den 30er und 40er Jahren des vorigen Jahrhundert aber verkannten Schriften von Bernhard Bosch zu Lesenlernen und Sprachbewusstheit beim Schriftspracherwerb maßgeblich beteiligt. Auch die Jahrbücher der DGLS weisen ihn in als vielseitigen und engagierten Autor und Herausgeber aus.

Heinz Giese liebte es, prononciert, manchmal auch provokativ, stets anregend und neue Perspektiven eröffnend Stellung zu beziehen, und trieb somit die sprachdidaktische Fachdiskussion auf bereichernde Art und Weise voran.

Prof. Dr. Helga Andresen, Flensburg

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