Philosophieren mit Kindern (Dezember 2019)

Gibt es immer nur eine Wahrheit? Was können wir von der Natur lernen? Wer bin ich? Was kommt nach der Unendlichkeit?

1000-Dinge-Glas
1000-Dinge-Glas

Kinder fragen gerne und viel. Diese Begeisterung in der Schule zu nutzen, bedeutet, Kindern Freiraum zu eröffnen, ihre ureigensten Gedanken jenseits eines „richtig“ oder „falsch“ zu formulieren. Mit der Klasse oder in kleineren Gruppen über solche Fragen nachzudenken, ist immer Sprach- und Verständnisförderung und insofern auch sehr wertvoll für die Lernentwicklung eines jeden Kindes. Philosophieren bedeutet, Kategorien und Perspektiven zu erkennen. Es führt dazu, einen eigenen Standpunkt zu finden und diesen argumentativ zu vertreten. „Wichtig ist, dass sich die Kinder gegenseitig zuhören und Meinungen auch dann gelten lassen, wenn sie abwegig erscheinen. Über die Vorstellungen, die wir von der Welt haben, können wir respektvoll diskutieren und nicht immer ist es möglich, eine für alle zufriedenstellende Lösung zu finden. Das ist in Ordnung.“ (s. Homepage der Bundezentrale für politische Bildung: „Philosophieren mit Kindern“).

Eine wunderbare Praxis-Idee ist das „1000-Dinge-Glas“ (Miriam Holzapfel, Junges Literaturhaus Hamburg). Man nehme ein großes Glas mit Deckel und sammele viele kleine Gegenstände darin. Diese werden in der Mitte des Gesprächskreises verteilt. Ein Kind sucht sich 3 Gegenstände heraus, für die es eine Gemeinsamkeit erkennt. Jetzt werden die 3 Dinge ganz genau beschrieben (z.B. schwer oder leicht, Form, Oberfläche…). Welche Gemeinsamkeit sie haben, dürfen nun die anderen erraten und begründen. Alles, was begründet werden kann, ist erlaubt. So erfahren die Kinder, dass jeder Mensch andere Prinzipien hat, mit Hilfe derer er die Welt deutet. Natürlich darf das auch mal schriftlich stattfinden.

„Die Seele hat die Farbe meiner Gedanken“ sagte Marc Aurel, Philosoph. Daran anschließend können wir fragen: „Haben Gedanken eine Farbe? Welche?“ Diese und viele weitere in der Praxis gut brauchbare Unterrichtsideen und -materialien finden sich auf der Homepage der Bundeszentrale für politische Bildung. Und wenn man als Lehrerin oder Lehrer einmal Feuer gefangen hat, fällt einem auf, dass weitere Ideen zum Philosophieren von den Kindern selbst kommen. Die Lehrpersonen sind vor allem für die behutsame Moderation, den wertschätzenden Umgangston und manchmal auch für Grenzen zuständig.

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