„Die verheerenden Ergebnisse der internationalen PISA-Studie müssen als Signal zum Aufbruch genutzt werden." Nach Meinung von Lothar Sack, dem stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Gemeinnützigen Gesellschaft Gesamtschule - Gesamtschulverband, sei es höchste Zeit, von tradierten Mythen Abschied zu nehmen.
Er fordert die Kultusministerkonferenz auf, alle für eine
umfassende Bilanz des deutschen Bildungswesens erforderlichen Daten offen zu
legen. Die PISA-Studie bilde den vorläufigen Tiefpunkt in einer Reihe von
Negativ-Ergebnissen. „Ihre Resultate basieren auf einer der umfassendsten
Untersuchungen. Dies muss die Aufmerksamkeit erneut auf langfristige
Fehlentwicklungen des deutschen Schulwesens lenken." Hierzu verweist L.
Sack nachdrücklich auf die hohe Zahl an so genannten Schulverweigerern, an
Wiederholern, an Jugendlichen ohne Schulabschluss und ohne Berufsausbildung. In
allen Gruppen seien zudem die Kinder von Migrantenfamilien überrepräsentiert.
Wenn man sich die PISA-Ergebnisse im Einzelnen ansehe, so falle besonders auf:
- Die ermittelten Fähigkeiten der Jugendlichen sind insgesamt mäßig.
- Die besten deutschen Schülerinnen und Schüler, überwiegend solche des Gymnasiums, bleiben im internationalen Vergleich mit den besten anderer Ländern deutlich zurück.
-
Nahezu 10 Prozent der deutschen Schülerinnen und Schüler scheiterte am
untersten Leistungsniveau, weitere 12,7 Prozent kamen gerade noch damit
zurecht.
Diese
Daten sprächen eine deutliche Sprache: Die vorzeitige
Sortierung in Hauptschule, Realschule und Gymnasium führe nicht dazu, dass sich
eine angemessen große Leistungsspitze entwickle. Bei Leistungsschwächeren sei
das Ergebnis, dass sie unzureichend vorbereitet ins Leben und in den Beruf
entlassen würden. „Die Aufteilung der verschiedenen Leistungsgruppen in
getrennte Bildungsgänge" erweise sich damit nicht als die Lösung des
Problems, sondern „immer eindeutiger als das Problem selber".
„Der Blick über den Zaun zeigt", so Lothar Sack, „dass
andere Länder erfolgreicher arbeiten: Ihnen gelingt es eindeutig, sehr viel
mehr junge Menschen ihren Fähigkeiten entsprechend zu fördern und einen weit höheren
Prozentsatz zur Studierfähigkeit zu führen. Wir müssen uns anschauen, wie
unsere Nachbarn das machen." Die in Deutschland ungebrochen vorgetragene
Behauptung, unterschiedliche Begabungen seien eindeutig zu klassifizieren und könnten
eigenen, gegeneinander abgegrenzten Bildungsgängen zugeordnet werden, sei durch
die Erfolge, die andere Länder mit ihren integrativen Systemen erzielt haben,
eindeutig widerlegt.
„Länger voneinander und miteinander lernen in der einen
Schule für alle Kinder, und zwar für die Dauer der Pflichtschulzeit!" In
dieser Position, die sie zusammen mit Grundschulverband und Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft erarbeitet habe, sehe sich die GGG durch die
aktuellen Befunde bestätigt. Dabei sei allen Beteiligten bewusst, dass die Einlösung
dieses Anspruchs einer Anstrengung bedarf, die das gesamte Schulsystem erfassen
müsse. Entscheidende Bedeutung komme dabei der Aus- und Weiterbildung der
Lehrer und Lehrerinnen zu: Diese dürfe sich nicht länger an dem überholten
Prinzip der vorzeitigen Auslese in drei verschiedene Bildungsgänge orientieren,
sondern müsse die Lehrerinnen und Lehrer dazu in die Lage versetzt, Kinder
unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichen Fähigkeiten und
Zukunftsperspektiven gemeinsam zu unterrichten.
Dieser pädagogischen Aufgabe komme unter zwei Perspektiven absolute Priorität zu: „Jeder Mensch muss die Möglichkeit haben, seine Fähigkeiten zu entfalten. Dies bedarf der Förderung durch Staat und Gesellschaft. Und nur auf diese Weise", so L. Sack weiter, „ist der gesellschaftliche Bedarf an Akademikerinnen und Akademikern sowie qualifizierten Arbeitskräften zu decken." Vor diesem Hintergrund sei die jetzt nachgewiesene hohe soziale Selektivität des deutschen Bildungswesens ein Skandal, der nicht hingenommen werden dürfe.
Die Homepage der GGG erreichen Sie unter www.ggg-bund.de
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